Der 21. Juni ist ein großes Ereignis in Schweden: Es ist der längste Tag des Jahres und Sommeranfang. Das wird in Schweden traditionell groß gefeiert. In der Rangfolge der wichtigsten Feierlichkeiten kommt Mittsommer feiern in Schweden gleich nach Weihnachten. Schwedens heimlicher Nationalfeiertag geht auf heidnische Bräuche zurück und ist das Highlight in der warmen Jahreszeit.
Der schönste warme Tag des Jahres
Mittsommer ist das aufregendste Fest des Jahres. Es ist nach Weihnachten der wichtigste Tag im Kalender jeder Schwedin und jedes Schweden. Manche sagen sogar, es sei der wichtigste überhaupt. Der Mittsommertag wurde früher immer am 24. Juni begangen. Heute feiert man am Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni. Der Freitag davor heißt Mittsommerabend, und obwohl er kein offizieller Feiertag ist, sind die meisten Geschäfte geschlossen und die Bewohner der großen Städte pilgern in Scharen zu den Feierlichkeiten aufs Land. Man feiert mit Familien, Freunden und Nachbarn, und bei den öffentlichen Feiern ist jeder willkommen.
Zum Fest ziehen sich die Schwedinnen und Schweden fein an. Die Mädchen und Frauen tragen gern weiße oder geblümte Kleider, viele auch ihre Trachten. Einige binden Kränze aus Blumen oder Birkenzweigen und setzen sie sich oder ihren Kindern auf.
Fruchtbarkeitsfest aus heidnischer Zeit
Der Ursprung der Mittsommerfeiern liegt Jahrhunderte zurück. In heidnischer Zeit wurden Mittsommerfeiern abgehalten, um den Sommer und die Fruchtbarkeitssaison zu begrüßen. Das war wahrscheinlich bereits im 16. Jahrhundert der Fall. Aber erst 400 Jahre später stieg Midsommar, wie der Tag auf Schwedisch heißt, zum schwedischsten aller Feste auf.
Die Erfolgsformel für die nie endende Mittsommerfeier beinhaltet Blumen im Haar und einen Maibaum, der tagsüber aufgerichtet wird und um den sich Menschen versammeln, um zu tanzen und zu singen. Das leibliche Wohl kommt natürlich auch nicht zu kurz: Aufgetischt werden verschiedene Sorten eingelegter Hering, Kartoffeln, Schnittlauch und Sauerrahm. Und natürlich Erdbeeren, die jetzt besonders süß und saftig sind. Darauf einen ordentlichen Schlag Sahne!
Mittsommer ist ein Tag voll Magie. Zu traditioneller Musik tanzen und hüpfen Gruppen von Menschen ausgelassen um Mittsommerstangen. Blumenkränze im Haar sind ein Muss. Und egal wie das Wetter wird, irgendwo springt immer jemand in einen See oder ins Meer. Das gehört einfach dazu. Wer auf Nummer sicher gehen will, organisiert ein aufblasbares Kinderschwimmbecken für zu Hause – man weiß ja nie.
Eine magische Nacht
Laut christlicher Tradition wird am 24. Juni der Johannistag begangen, der an die Geburt Johannes des Täufers erinnern soll. Durch die Nähe zur Sommersonnenwende sind die beiden wichtigen Tage im Laufe der Zeit zu einem Fest verschmolzen. In Nordeuropa wird der Tag mit Feuern, Musik und besonderen Speisen gefeiert.
Seit dem Spätmittelalter stellen die Schweden außerdem eine Art Maibaum auf, den sie mit Zweigen und Blumen umwickeln, und tanzen drumherum. Das schwedische Wort „majstång“ hat allerdings nichts mit dem Monat Mai zu tun, sondern geht auf das Verb „maja“ zurück, was „mit Blumen schmücken“ bedeutet. Der Stamm wird mit Blättern und Blumen geschmückt und aufgerichtet, danach wird im Kreis um ihn herumgetanzt, wobei verschiedene Spieltänze üblich sind. Eines dieser Tanzlieder ist Små grodorna: Es handelt von Fröschen und man imitiert beim Tanzen deren Bewegungen.
Mystik und Liebeszauber
Für die bäuerliche Gesellschaft war die Mittsommernacht voller Magie und Mysterien: Angeblich konnte man in dieser Nacht in die Zukunft sehen. Junge Frauen zogen los, um sieben verschiedene Blumen zu pflücken. Die legten sie unters Kopfkissen, um im Traum ihrem zukünftigen Ehemann zu begegnen. Beim Pflücken war schweigen angesagt, denn wer spricht, so heißt es, bricht den Zauber. Menschen glaubten, in der Mittsommernacht tanzten Elfen und Trolle stünden hinter den Bäumen.
Barfuß im Tau spazieren zu gehen, während die Mittsommernacht ins Morgengrauen übergeht, soll außerdem die Gesundheit fördern. Deshalb sammelte man etwas Tau in einer Flasche. Und einen Blumenkranz im Haar zu tragen, ist ein altes Symbol für Wiedergeburt und Fruchtbarkeit. Um die Magie der Blumen das ganze Jahr über zu bewahren, hat man früher gerne Sträuße getrocknet.
Das Mittsommermenü ist bodenständig
Wie an allen wichtigen Feiertagen dreht sich natürlich auch an Mittsommer alles um Essen und Trinken. Das Mittsommermenü besteht aus bodenständigen Klassikern : jungen Kartoffeln, eingelegtem Hering, Aquavit und Erdbeeren. Diese Kombination ist der Geschmack des schwedischen Sommers.
Kartoffeln kamen Mitte des 17. Jahrhunderts nach Schweden, aber es dauerte hundert Jahre, bis sie im ganzen Land in größerem Umfang angebaut, geerntet und gegessen wurden. An Mittsommer sind kleine, mit Dill gekochte Frühkartoffeln oder färskpotatis ein Muss. Sie passen perfekt zu eingelegtem Hering, gebeiztem Lachs und köttbullar (Fleischbällchen). Auch Sauerrahm, Knäckebrot und Käse kommen auf den Tisch.
Hering, Kartoffeln und Erdbeeren
Das Mittsommeressen ist übrigens eng verwandt mit dem traditionellen „smörgåsbord“ – dem Buffet aus kalten und warmen Speisen, das die Schweden auch zu Ostern und Weihnachten auftischen. Das Konzept ist im 19. Jahrhundert entstanden und geht auf das brännvinsbord (Schnapsbuffet) zurück, das als Vorspeise diente und aus Brot, Butter, Käse, Lachs, Sardellen oder eingelegtem Hering, Würstchen, getrocknetem Fleisch und – ganz wichtig – drei Sorten Schnaps bestand.
Frische Erdbeeren sind der krönende Abschluss des Mittsommermenüs. Manche bevorzugen die schmackhaften Beeren als Erdbeerkuchen, auch bekannt als jordgubbstårta.
Besonders authentisch lässt sich Mittsommer übrigens in der Region Dalarna erleben. Schon die Kulisse wirkt wie aus einem Bilderbuch: rote Holzhäuser, weiße Zäune und bunt bemalte Dala-Pferde in den Fenstern.
Mehr über die schwedischen Mittsommerfeiern
Midsommarfest Das Video zeigt die typischen Traditionen
Swedish Midsummer for Dummies – unterhaltsame Anleitung für Anfänger in Englisch