In der Hamburger HafenCity entsteht zurzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands. Das Gebäude „Roots“ hat 19 Stockwerke. Baubeginn war Ende November 2020; Anfang 2024 soll der Turm fertig sein.
Es ist ein Projekt der Superlative: das höchste Holzhochhaus Deutschlands wächst gerade in Hamburg in den Himmel. Mit seinen 65 Metern Höhe wird der im Bau befindliche Holzriese alle bereits bestehenden oder noch fertigzustellenden Holz- und Holzhybridhochhäuser in Deutschland überragen, beispielsweise das „Skaio“ in Heilbronn (34 Meter) und das „Carl“ in Pforzheim (45 Meter). Das höchste Holzhaus der Welt ist „Roots“ allerdings nicht. Diese Ehre gebührt weiterhin mit 87 Metern Höhe dem Gebäude „The Ascent“ in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin.
Am 23. August war Richtfest des ambitionierten Bauvorhabens. Für Fabian von Köppen, Geschäftsführer des Projektentwicklers Garbe Immobilien-Projekte GmbH, ist das „Roots“ ein Referenzobjekt: „Roots steht für unsere Vision, Städte durch den Baustoff Holz klimaneutral nachzuverdichten.“, so von Köppen. Im Vergleich zu konventioneller Bauweise sollen 3.500 Tonnen CO2 eingespart werden.
Bis auf den Sockel ganz aus Holz
Mit Ausnahme des Sockels und der unteren Geschosse besteht das Gebäude komplett aus Holz. Für die tragenden Wände wurden insgesamt 5.500 Kubikmeter Holz von Fichten, Kiefern, Tannen und Buchen verwendet. In den Fassaden und Terrassen-Belägen wurde Lärchenholz verbaut.
Benedict Pielmeier, Projektleiter des Bauträgers Garbe Immobilien-Projekte, erläutert, warum Holz als Baustoff den Zuschlag erhielt: „Im Gegensatz zur klassischen Bauweise ermöglicht uns der Einsatz von modularen Elementen mit einem hohen Vorfertigungsgrad mehr Präzision, Schnelligkeit und eine ruhigere Baustelle. Mit unserer Entscheidung, vermehrt Holz als Baustoff einzusetzen, gehen wir einen unkonventionellen Weg, der Klima und Ressourcen schont und eine lange Lebensdauer verspricht“.
Wegen seiner Lage innerhalb eines Überschwemmungsgebiets wurden der Sockel und die unteren Geschosse in herkömmlicher Stahlbetonbauweise errichtet. Damit soll das Gebäude Stabilität erhalten und gegen Sturmfluten gewappnet sein. Erst ab dem dritten Obergeschoss sind auch die Decken und Wände komplett aus Holz. Nach Angaben des Investors wächst die für den Bau benötigte Holzmenge in Deutschland in ca. 23 Minuten nach.
Witterungsresistente Holzfassade
Dass Witterungseinflüsse wie Regen, Kälte und Wind der Holzfassade etwas anhaben könnten, schließt Garbe-Geschäftsführer Fabian von Köppen aus. „Jahrhundertealte Stabkirchen in Norwegen und Holzhäuser in Süddeutschland bestehen auch heute noch. Bei unserem Projekt Roots kommt hinzu, dass es eine zweite Glashaut haben wird, die die Holzfassade schützt und für die Bewohner den Vorteil hat, auch bei Wind die Loggien wunderbar nutzen zu können.“
181 Wohnungen und Sitz einer Stiftung
181 Wohneinheiten wird das höchste im Bau befindliche Holzhochhaus Deutschlands beherbergen. Davon sind 128 Eigentumswohnungen und 53 öffentlich geförderte Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern. Von den Eigentumswohnungen sind nach Angaben des Investors bereits 85 Prozent verkauft – und das, obwohl der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei stolzen 10.000 Euro liegt. Eine Wohnung mit drei bis vier Zimmern in einer Größe von 115 bis 127 Quadratmetern würde damit zwischen 1,13 und 1,79 Millionen Euro kosten.
Zum Vergleich: ein ganzes Schwedenhaus von Eksjöhus kostet einen Bruchteil davon. Die Vermietung der geförderten Wohnungen soll im Herbst 2023 starten.
Nachhaltiges Konzept
Den „Roots“-Bewohnern stehen außerdem ein 600 Quadratmeter großer Innenhof, ein Yogaraum und eine Terrasse zur Verfügung. Die Wohn- und Gewerberäume verteilen sich auf einer Gesamtfläche von 36.200 Quadratmetern. Auf zwei Geschossen entstehen zudem Ausstellungsräume und Räumlichkeiten für die Verwaltung der „Deutschen Wildtier Stiftung“, die dort eine multimediale Ausstellung präsentieren und ein Café betreiben wird.
Äußerst wenig Raum ist allerdings für Autos vorgesehen: nur 97 Tiefgaragenplätze sind geplant – gegenüber 500 Fahrrad-Stellplätzen.
Holzbauweise als Standard etablieren
Im Frühjahr 2024 soll der Bau fertig sein. Die Grundsteinlegung erfolgte bereits im September 2021; die ersten Holzelemente wurden im Mai 2022 montiert. Die Kosten für das Projekt beziffern die
Projektentwickler auf rund 140 Millionen Euro.
Überzeugt zeigen sich die Projektentwickler von der Effizienz der Holzbauweise. „Während bei herkömmlichen Bauprojekten oft eine größere Anzahl von Arbeitskräften benötigt wird, kann diese durch die Verwendung von Holz und modernen Bautechniken reduziert werden“, heißt es bei Garbe. Rund 200 Mitarbeiter aus rund 50 verschiedenen Gewerken seien auf der Baustelle tätig gewesen; die Montage des Holzbaus sei mit nur zehn Zimmerleuten erfolgt.
Garbe-Geschäftsführer Fabian von Köppen will daher auch auch zukünftig auf Gebäude aus Holz setzen. „Unsere Vision ist es, die Holzhausentwicklung voranzutreiben und in zehn Jahren diese Art des Bauens als Standard etabliert zu sehen.“
Mehr dazu: