Gerade bei den Kleinsten sollten wir auf eine möglichst schadstoffarme Umgebung und ein gesundes Wohnklima achten. Ein Kinderzimmer nachhaltig einzurichten ist besonders wichtig, denn:
- Babys und Kleinkinder erkunden ihre Umwelt mit allen Sinnen und stecken alles in den Mund
- Kleine Kinder atmen schneller als Erwachsene
- Ihre Haut ist besonders zart und sensibel
Weichmacher in Kunststoffen und andere Gifte bergen eine Gefahr, denn Kinder nehmen sie besonders leicht auf und reagieren unter Umständen mit Allergien oder anderen Symptomen. Manche toxische Stoffe stehen zudem im Verdacht, Krebs auszulösen, das Erbgut zu schädigen oder die Fruchtbarkeit zu beeinflussen. Das möchten Sie sicherlich nicht einmal selbst riskieren, geschweige denn, Ihr Kind derlei Risiken auszusetzen.
Umso wichtiger ist es, auch das Kinderzimmer nicht nur kindgerecht, sondern auch umweltbewusst und frei von Giften zu planen.
Das Kinderzimmer nachhaltig einzurichten ist ein Komplettprogramm und erstreckt sich auf mehrere Bereiche:
Kinderzimmer mit Wandfarbe ohne Schadstoffe streichen
Noch bevor es ans Einrichten geht, sollten Sie sich über die Wände und die Böden Gedanken machen. Wenn Sie statt den beim Skandi-Stil beliebten Mustertapeten die Wände farbig streichen möchten, achten Sie auf umweltfreundliche Farben. Konventionelle Dispersionsfarben enthalten zur Konservierung oft Formaldehyd oder Isothiazolinonen, die noch lange nach dem Streichen in die Raumluft abgegeben werden. Bei empfindlichen Personen kann das Allergien und Kopfschmerzen auslösen können. Auf ein Minimum reduziert sind Konservierungsstoffe in Farben mit dem Öko-Siegel ”Blauer Engel”.
Wer noch mehr auf Nummer sicher gehen will, entscheidet sich für biologische Wandfarben, die ganz ohne bedenkliche Konservierungs- oder andere Schadstoffe auskommen. Folgende Arten stehen zur Auswahl:
- Lehmfarbe: eine Mischung aus Tonmehlen, Pflanzenstärke und natürlicher Zellulose oder Eiweiß. Zum Streichen wird die Mischung mit Wasser angerührt und kommt daher ohne Konservierungsstoffe aus. Lehmfarbe ist atmungsaktiv, reguliert die Feuchtigkeit und nimmt außerdem Gerüche auf.
- Kalkfarbe: Dank eines hohen PH-Werts ist Kalkfarbe äußerst atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und beugt Schimmel vor.
- Silikatfarbe: Diese Mineralfarbe ist unempfindlich gegen Schimmelbefall und hält sehr langlebig. Aber Vorsicht: Verwechseln Sie reine Silikatfarbe nicht mit handelsüblichen Dispersionssilikatfarben. Letzterer sind Kunstharzdispersionen (aus Erdöl hergestellte Kunststoffteilchen) beigemischt.
Bodenbelag ohne Schadstoffe im Kinderzimmer
Ob Krabbeln, kriechen, sitzen oder liegen: Kinder halten sich oft und gerne auf dem Fußboden auf. Der Boden ist eine ideale Spielwiese. PVC-Beläge oder Laminat können giftiges Formaldehyd enthalten und sollten daher im Kinderzimmer lieber nicht verwendet werden. Schadstofffreie Naturmaterialien sind auch beim Bodenbelag die gesündere Wahl. Besonders empfehlenswert sind Holz und Kork. Achten Sie darauf, beim Verlegen keine schädlichen Lacke oder Klebstoffe einzusetzen.
Nachhaltig einrichten mit Naturmaterialien
Weiche, wärmende Teppiche machen den Boden gemütlicher. Besser als ein schadstoffbelasteter Teppichboden sind hier einzelne Teppiche aus natürlichen Materialien. Modelle aus Kunstfasern sind zwar oft schön bunt, aber es besteht die Gefahr, dass Babys beim Herumlutschen am Teppich Schadstoffe aufnehmen oder toxische Stoffe in die Raumluft abgegeben werden. Achten Sie daher unbedingt auf Güte- und Prüfsiegel, wenn Sie sich für ein synthetisches Produkt interessieren. Sinnvoller ist vielleicht die Investition in einen schönen Teppich aus Schafschurwolle, Bio-Baumwolle oder Flachs. Diese Naturmaterialien sind selbstreinigend und oft lassen sich die Teppiche relativ problemlos von Hand oder sogar in der Maschine waschen.
Schadstoffarme Möbel und Spielzeug: Holz ist (meistens) gut
Was für Boden und Wände gilt, ist auf alles andere im Kinderzimmer anwendbar: Achten Sie sowohl bei den Möbeln als auch beim Spielzeug auf Nachhaltigkeit und eine robuste Beschaffenheit. Holz ist in der Regel besser als Plastik und trägt außerdem zu einem guten Raumklima bei.
Doch aufgepasst: Längst nicht jedes Holzspielzeug ist nachhaltig und empfehlenswert:
- Spanplatten oder Sperrholz können giftiges Formaldehyd enthalten.
- Möbelstücke und Spielzeug aus Tropenhölzern wie Teak, Akazie oder Mahagoni stammen oft aus Plantagen, die Urwälder verdrängen. Außerdem haben sie lange Transportwege hinter sich und sind häufig mit Pestiziden belastet.
„Sauberer“ sind Spielzeuge aus heimischen Hölzern wie Eiche, Kiefer oder Buche. Sie sollten aus Deutschland oder den Nachbarländern stammen, also nicht zuvor um die halbe Welt gereist sein. Ein guter Anhaltspunkt sind auch beim Holz Zertifizierungen wie das FSC-Siegel.
Auch Spielzeug sollte unbedenklich sein
Ungesunde Substanzen können sich überall verbergen. Suchen Sie deshalb neben dem Spielzeug auch weiteres Wohnzubehör für Ihr Kind nach Kriterien der Nachhaltigkeit aus. Bettwäsche, Vorhänge oder die Kiste fürs Spielzeug. In jedem Fall sind die deutlich gesündere Alternative zu Polyester und Co. Naturmaterialien wie:
- Biobaumwolle
- Jute
- Sisal
- Leinen
- Hanf
- Schurwolle
Hochwertige Stücke halten länger – die Investition in Gesundes zahlt sich also langfristig immer aus. Dabei muss es nicht immer Neugekauftes sein: Stöbern Sie in Second-Hand-Läden, auf Internet-Plattformen oder auf dem Flohmarkt nach schönen Stücken fürs Kinderzimmer. Vielleicht sind Sie ja kreativ und handwerklich begabt? Dann können Sie nachhaltige Möbel auch einfach selbst bauen, indem Sie zum Beispiel Holzkisten zu Regalen upcyceln.