Hochwertige Häuser produzieren, die sich vom gängigen Holzhaus-Standard unterscheiden: das war der Anspruch des schwedischen Unternehmers Simon Lindholm. Mitten im Krieg gründete er gleich hinter dem Bahnhof der südschwedischen Stadt Eksjö seinen Tischlereibetrieb “Eksjö Industri AB”.
Schon drei Jahre später startete er eine Fertighaus-Produktion – damals noch unter dem Namen ”Sveahus”. Damit nahm eine Erfolgsgeschichte ihren Anfang, die 2021 in einem zweifachen Jubiläum mündete: 80 Jahre Eksjöhus und 60 Jahre Eksjöhus in Deutschland.
Schwedenhäuser aus dem Familienunternehmen
In den Folgejahren ließ Lindholm seine Produktionshallen häufiger um- und ausbauen. Die Anlagen und die Qualität der Fertighaus-Elemente, so sein Credo, sollten fortwährend optimiert werden. Aus der Tischlerei wurde so im Laufe der Jahre ein mittelständisches Familienunternehmen.
Ab 1954 führte Simon Lindholms Sohn Philip das Unternehmen. Anfang der 1980er Jahre übernahm dessen Sohn Anders Lindholm die Unternehmensleitung und übergab sie 2018 an seine Tochter Frida Scherdén. Mittlerweile setzt also die vierte Generation die Tradition fort, und das Unternehmen, das heute Eksjöhus AB heißt, hat seinen Sitz nach 80 Jahren immer noch dort, wo damals Simons Tischlerei stand.
Deutschland auf dem Holz-Weg: der Export beginnt
1961 begann Eksjöhus unter der Leitung von Philip Lindholm, Fertigteilhäuser in die Bundesrepublik zu exportieren. Warum ausgerechnet nach Deutschland? Philips Nachfolger Anders Lindholm weiß darauf keine Antwort. Aber er ist dankbar für die Entscheidung seines Vaters, denn in Deutschland werden aktuell mehr als ein Fünftel aller Einfamilienhäuser aus Holz gebaut. “Das ist dreimal so viel wie in Schweden. Es ist ein riesiger Markt.” Besonders beliebt sind hierzulande traditionelle Schwedenhäuser im Bullerbü-Stil – sie sind der Exportschlager von Eksjöhus.
1961: Typisch war nur die Holzbauweise
Mit einem Bilderbuch-Schwedenhaus hatte der erste Eksjöhus-Export nach Deutschland allerdings nichts gemein. In Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen entstand 1961 ein zweistöckiges Haus in dem damals in Westdeutschland üblichen Baustil. Typisch schwedisch war nur die Holzrahmenbauweise. Von Schweden-Feeling fehlte damals noch jede Spur, denn die Fassade wurde anschließend verputzt.
Schweden-Fans entdecken Holzfassade
”Damals wollten die Deutschen von Holzfassaden nichts wissen”, erinnert sich Anders Lindholm. ”Ziegel oder Putz waren Standard, und Holzverkleidung kannte man nur von Ferienhäusern.” Das änderte sich im Laufe der Zeit, als immer mehr Deutsche Schweden entdeckten. Wer heute ein Schwedenhaus baut, ist meist Schwedenliebhaber und wünscht sich ein Haus, das auch von außen an einen Urlaub in Schweden erinnert.
Nicht umsonst ist Mellangården das meistverkaufte Haus in Deutschland, dicht gefolgt von Tallbacken und Knutstorp. In Schweden ist das übrigens ganz anders: Dort entscheidet sich die Mehrheit der Kunden für einen moderneren Haustyp.
Umweltfreundlichkeit Hauptgrund für Beliebtheit von Holzhäusern
Im Laufe der Jahre haben wir viel Erfahrung mit deutschen Bauherrn und deutschen Behörden sammeln können – die haben wir in die Entwicklung unserer Häuser einfließen lassen. – Anders Lindholm
Es sind vor allem der Nachhaltigkeitsaspekt, das gesunde Raumklima und die gute Energieeffizienz, die Häuser von Eksjöhus so beliebt in Deutschland machen, meint Exportmanager Jari Saari, der als Verkaufsleiter den deutschen Markt betreut. ”Hier ist den Bauherren Umweltfreundlichkeit besonders wichtig.” Was Eksjöhus von anderen Holzhausherstellern unterscheidet: ”Wir haben eigene Wälder und ein eigenes Sägewerk, deswegen können wir alles aus einer Hand produzieren”, sagt Jari Saari. ”Und unsere Standardauswahl ist sehr groß.”
Unternehmen zwischen Tradition und Moderne
Mit 80 Jahren ist Eksjöhus einer der ältesten Haushersteller Schwedens. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs das Unternehmen und gewann neue Geschäftsbereiche hinzu. Heute gehören zur Muttergesellschaft Lindholmsgruppen AB vier Tochterunternehmen: Eksjöhus, das Sägewerk Eksjö Industri, Eksjöhus Modulbygg (ein Hersteller von Modulhäusern für den schwedischen Markt) und der Bauträger Eksjöhus Bostad. Die Spedition, früher ein eigenständiges Unternehmen, ist mittlerweile in der Eksjöhus AB integriert.
Von Eksjö in die Welt
Das Herz des Unternehmens schlägt in Eksjö, mit Vertriebsstandorten in ganz Schweden. Weitere gibt es – außer in Deutschland – übrigens in Österreich und Norwegen. Pro Jahr werden rund 500 Häuser und Wohneinheiten von Eksjöhus gebaut, darunter auch Mehrfamilienhäuser wie im ostholsteinischen Lensahn. Insgesamt gehen heute rund 15 Prozent der Häuser in den Export, die meisten davon nach Deutschland.
Vierte Generation am Start
Seit Oktober 2018 sind die Urenkel des Firmengründers Simon Lindholm am Ruder: Frida Scherdén bekleidet die Position des CEO von Eksjöhus AB, ihr Bruder Oskar Lindholm ist CEO der Schwesterfirma Eksjöhus Modulbygg AB. Anders Lindholm ist nach wie vor CEO der Muttergesellschaft LindholmsGruppen, mit rund 300 Mitarbeitern eines von nur wenigen Familienunternehmen dieser Größe in Schweden.
Auszeichnungen für Eksjöhus
In Schweden erhielt Eksjöhus AB 1990 die Auszeichnung als “Schwedenmeister” im Wettbewerb des schwedischen Wohnungsbaumarkts. 2004 wurde Eksjöhus zum Unternehmen des Jahres in Schweden gekürt; 2017 gewann der Holzhaushersteller mit dem Haus Kaptensgården den Architekturpreis ”Haus des Jahres 2017”.
Vom Stamm bis zum fertigen Haus
Eksjöhus kontrolliert und überwacht die Produktion vom Stamm bis zum fertigen Haus in eigener Regie und verwendet als Baustoff die langsam wachsende, kammergetrocknete schwedische Fichte. Diese Nadelbaumart bildet eine feste Struktur und ist deswegen ideal für langlebige Holzhäuser. Das firmeneigene elektronisch gesteuerte Bandsägewerk verarbeitet das Holz für die Bauteile der Fertigteilhausproduktion.
Wie ein Schwedenhaus von Eksjöhus entsteht, zeigt die folgende Dokumentation von WELT TV in voller Länge.